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Im Tandem Herzinfarktfolgen erforschen

Die Bedeutung der Translation für die Hightech-Medizin

In der Klinik für Kardiologie und Angiologie, dem Westdeutschen Herz- und Gefäßzentrum Essen (WHGZ), beschäftigen sich die Expertinnen und Experten mit Erkrankungen, die in der Bevölkerung weit verbreitet sind: zum Beispiel koronare Herzerkrankungen oder Herzrhythmusstörungen. Auf einzigartige Weise sind am WHGZ Kliniken und wissenschaftliche Institute zusammengefasst. Damit gelingt es, diagnostische und therapeutische Prozesse klinikübergreifend effektiv zu strukturieren. Zudem können translationale Innovationen schneller zum Nutzen von Patientinnen und Patienten umgesetzt werden. Aktuell unterstützt die Deutsche Forschungsgemeinschaft mit 7,5 Millionen Euro die Gründung eines Forschungsprojekts zum akuten Myokardinfarkt (Herzinfarkt) unter Leitung von Prof. Dr. Tienush Rassaf, Direktor der Klinik für Kardiologie und Angiologie am Westdeutsches Herz- und Gefäßzentrum Essen.

Das Ziel: Therapien für Herzinfarktpatienten optimieren

Der Herzinfarkt und seine Folgeerkrankungen sind immer noch die häufigste Todesursache in unseren modernen Industrieländern. Auch wenn die Behandlung von Herzinfarkt-Patientinnen und -Patienten mit Therapien und Medikamenten weit fortgeschritten ist, versterben heutzutage noch circa 15 Prozent der betroffenen Menschen selbst in den Top-Versorgungsgebieten. 75 Prozent der Patientinnen und Patienten entwickeln eine Herzschwäche, eine sogenannte Herzinsuffizienz. „Selbst wenn wir die Rettungsabläufe weiter optimieren, oder neue interventionelle Techniken und neue Medikamente anwenden, werden wir die Situation nur geringfügig verbessern können“, sagt Prof. Dr. Tienush Rassaf.

Im Rahmen des Graduiertenkollegs GRK 2989: Targeting Cellular Interfaces in Reperfused Acute Myocardial Infarction (TCI repAMI) erforschen Rassaf und sein Team die Folgen, die durch eine Reperfusion – das schnelle Wiederöffnen eines Herzkranzgefäßes – auftreten können. Denn diese lebensrettende Maßnahme verursacht immer auch Verletzungen an den Herzkranzgefäßen, die in der Folge zu Beschwerden führen können. Diese Zusammenhänge sind hochkomplex und bis heute nicht vollständig erforscht. Mit dem Graduiertenkolleg sollen neuartige Prozesse und Ziele für therapeutische Ansätze identifiziert werden.

Das Zusammenspiel zellulärer Schnittstellen nach einem reperfundierten Herzinfarkt

Interdisziplinäre Teams bearbeiten elf Schwerpunktthemen

Das Projekt zeichnet sich durch eine besondere Betreuungsstruktur aus: Sogenannte Principal-Investigator-Tandems – Grundlagenforscherinnen und -forscher sowie klinische Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler – arbeiten Hand in Hand. Die interdisziplinären Teams mit Expertinnen und Experten aus dem Herz- und Kreislaufschwerpunkt sowie dem Immunologie- und Infektiologieschwerpunkt der Universitätsmedizin Essen kooperieren mit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern vom Leibniz-Institut für Analytische Wissenschaften (ISAS Dortmund). Die insgesamt elf Promotionsprojekte im Rahmen des Graduiertenkollegs umfassen die Forschungsbereiche „Immunzellen“, „Gefäßzellen“ und „Kardiomyozyten“ (Herzmuskelzellen).

Tienush Rassaf: „Wir arbeiten nach dem Bench-to-bedside-Modell.“ Wörtlich übersetzt bedeutet dies „vom Labortisch zum Patientenbett“. Nach der Analyse der Problematik im Labor folgt also sehr schnell die Erprobung von Lösungsansätzen mit Studienteilnehmerinnen und -teilnehmern in der Klinik, um Forschungserkenntnisse zu überprüfen und Therapieansätze schnell umzusetzen zu können.

Best-Practice-Modell für die deutsche Universitätsmedizin

Weitere KI-Forschungsprojekte in der Kardiologie

Self Recognition Studies

Um in Zukunft spezielle Herz-Kreislauf-Erkrankungen frühzeitig identifizieren zu können, arbeitet ein Forschungsteam der Universitätsmedizin Essen an Programmen, die in Zukunft via Smartphone oder Smartwatch Risikowarnungen übermitteln sollen. Dafür sammeln die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in der Biodatenbank der Universitätsmedizin Daten zur Mustererkennung. Bisher haben 3.000 Patientinnen und Patienten eigewilligt, das Projekt mit ihren anonymisierten Biodaten zu unterstützen.

EMPATICC Studie (gefördert von der Brost Stiftung)

Die multizentrische EMPATICC Studie erforscht Therapiemöglichkeiten für Krebspatientinnen und -patienten, die eine Herzschwäche entwickelt haben.